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Pipilotti Rist (*1962) ist eine Schweizer Videokünstlerin, die sich in ihren sinnlichen und kühnen Videoinstallationen auf unterhaltsame, ironische und selbstbewusste Weise mit Konventionen und Tabus auseinandersetzt. Sie studierte Gebrauchs-, Illustrations- und Fotografik sowie audiovisuelle Gestaltung in Wien und Basel. Von 1988 bis 1994 war sie Mitglied der Musikperformancegruppe Les Reines Prochaines. Für Ihre Arbeit hat sie zahlreiche Preise und Stipendien erhalten, darunter das Eidgenössische Kunststipendium (1991 und 1993), den Manor Kunstpreis St. Gallen (1994), den Prix Joan Miro (2009), den Zürcher Festspielpreis (2013) und den Prix Meret Oppenheim (2014).
Ausgangslage vieler ihrer Videoinstallationen sind die grafischen Qualitäten und das filmische Potenzial des Fernsehers und des damit assoziierten wohnlichen Ambientes, welches Rist in den Ausstellungsraum übersetzt. Für Rist verleiht insbesondere das Farbrauschen dem Medium Video eine malerische Qualität. Spektakuläre Kamerafahrten und sich überschlagende Bilder, die zusammen mit Bildverfremdungen und assoziativen Montagen traumartige Sequenzen entstehen lassen, sind charakteristisch für ihre Videofilme.
In ihren Arbeiten beschäftigt sich die Künstlerin mit Themen wie Körperlichkeit, Intimität, Verwandlung und Sexualität.
In Zusammenarbeit mit der Architektin Gabrielle Hächler baute Pipilotti Rist 1996 im Hotel Castell in Zuoz 1996 die Rote Bar.
Rists Videoinstallation Homo Sapiens Sapiens, die anlässlich der 51. Biennale in Venedig 2005 in der Kirche San Staë gezeigt wurde, markierte ihre Stellung als eine der wichtigsten Figuren der internationalen Kunstwelt. Das Video wurde auf das Gewölbe über dem Kirchenschiff projiziert und zeigt Szenen aus dem himmlischen Paradies vor dem Sündenfall. Tropische Naturszenerien bilden den Hintergrund für surreale Traumbilder, die von zwei Frauen, menschlicher Haut und üppiger Natur erzählen.
Rist projiziert ihre Videos nicht nur auf Gewölbe, sondern auch auf Böden, Decken, Möbel und Vorhänge und schafft so ganzheitliche Environments, in denen die Besucherinnen und Besucher Teil der Installation werden.
Im Jahr 2017 bespielte Rist den Times Square in New York mit ihrem Werk Open My Glade. Das Werk war jeden Tag um 23:57 Uhr auf 60 Bildschirmen zu sehen. Es zeigt die Künstlerin selbst, die ihre Nase, Hände und Mund gegen die überdimensionalen Glasscheiben zu drücken scheint. Mit verzerrten Gesichtszügen und verschmierter Schminke thematisiert Rist die mit einem überholten Frauenbild verbundene Erwartungshaltung der Medien und konkurriert mit ihren Bildern mit dem digitalen Werbegewitter auf dem Times Square.
Die Arbeit I Couldn’t Agree With You More (1999), die 2001 von der Walter A. Bechtler-Stiftung erworben wurde, zeigt die Künstlerin in einem Einkaufszentrum und in einer Wohnung. Während sie ihr Gesicht durch die Welt schreitend filmt, sind Aufnahmen von nackten Figuren, sich vor dem Autoscheinwerfer versteckend, in einer grünen, dunstigen Waldlandschaft auf ihrer Stirn zu sehen. Rist setzt dem Konsum und der kapitalistischen Warenwelt die unbewussten Triebe und Bedürfnisse der Menschen entgegen und spielt einen Idealzustand an, in dem die Welt mit der Natur im Einklang und frei von Konventionen gewesen sein soll. Das Werk ist sozusagen ein Selfie “avant la lettre”, in dem der innere Film im Kontrast zur äusseren Realität steht. Die Künstlerin thematisiert auch die widersprüchliche Entwicklung, dass sich Menschen, je näher sie in städtischen Ballungsräumen zusammenleben sich wie «scheue Rehe» zueinander verhalten.
Weiherweg 1
8610 Uster
+41 (0)44 521 25 20
info@bechtlerstiftung.ch
Donnerstag bis Sonntag: 11:00 - 17:00
Der gesamte Ausstellungsbereich ist hindernisfrei zugänglich.
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