Montagsfragen mit Claudia Roth von H95

Für Kenner:innen der Basler Kulturszene ist das H95 wahrlich kein Geheimtipp, für alle die es dennoch nicht kennen: Es ist ein Kleinod in Kleinbasel, das sich zu besuchen lohnt. Denn das H95 bietet seit mehr als 16 Jahren als Raum für Kultur, der Kultur einen Raum.

Nicht nur Klassik, nicht nur Jazz, nicht nur World Music, nicht nur Tanz, Lesung oder Theater, sondern ein «Bouquet an hochwertiger und erstklassiger Kultur» findet im H95 übers Jahr statt. Mit ihrer gastfreundlichen und offenen Art haben die Besitzerin des Hauses Claudia Roth und ihr überwiegend ehrenamtlich arbeitendes Team einen Anziehungspunkt für die freie Kulturszene in Basel geschaffen.

Wir sitzen in der liebevoll umgebauten offenen Wohnküche, in der Claudia Roth sowohl ihre privaten Gäste als auch die Gäste des angegliederten Bed&Breakfast empfängt. Gekauft hat sie das Haus und die angebaute Lagerhalle vor circa 20 Jahren. Damals war es eine leerstehende Spenglerei. Zu einem Kulturort ist es per Zufall geworden, wie Claudia in unserem Gespräch erzählt.

Was ist typisch für diesen Ort?
Besucher:innen können eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung kommen und im Hof sitzen, ein Glas Wein trinken und sich unterhalten. Sie können aber auch nach den Veranstaltungen noch ein zwei Stündchen länger bleiben und unter anderem mit den Musiker:innen und Künstler:innen in Kontakt treten. Denn Konzerte und Kultur sind nicht nur konsumieren, sondern auch sich begegnen und sich austauschen.

Wie ist das H95 entstanden?
Eine Mitbewohnerin fragte, ob sie mit ein paar befreundeten Musiker:innen – Studierende der Schola Cantorum Basiliensis -  im H95 Proben dürften. Und ich sagte, sicherlich sie wohne ja hier. Anschliessend fragten sie zudem, ob sie ihr Abschlusskonzert auch hier geben dürften und ich meinte, wenn ich auch ein paar Freunde einladen kann, gerne. Und so entstand ein erster kleiner Salon!

Danach kamen immer mehr Anfragen von Studierenden aus der Schola und irgendwann haben auch die Lehrenden gefragt, wo ihre Studierenden immer auftreten. Dann wurde es immer mehr und grösser und das Publikum auch. Es wurde zum Selbstläufer.

Mittlerweile haben wir über 3600 Anmeldungen beim Newsletter und im Schnitt alle zwei Wochen Konzerte und Vorstellungen.

Woran arbeitest du gerade und mit wem?
Derzeit ist es ein wenig ruhiger, wegen der Basler Fasnacht. (Das Gespräch führten wir vor zwei Wochen.) Aber das Team aus überwiegend ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen arbeitet stetig am Programm und im Verein. Die Kriterien sind Qualität und Vielfalt. Meine Tochter Nora hat das H95 acht Jahre als Geschäftsführerin geleitet. Nach der Geburt ihres Kindes hat sie mich als Vertretung eingesetzt und dabei ist es geblieben. Ich fungiere als Bindeglied zwischen allem und halte die Fäden zusammen.

Da die Förderung von kleinen Kulturorten eher mau ist, ist die Finanzierung ein stetiger Punkt. Unter dem Titel «zu Gast» sind wir daher offen für ausgewählte Projekte, die die Räumlichkeiten anmieten möchten. Auch wenn die Finanzierung immer schwierig ist, machen wir es, einfach weil es Freude macht und weil wir finden, das Kunst und Kultur ein Lebenselixir ist für diese Welt.

Gibt es in Basel für dich einen Lieblingsort?
Du meinst, neben hier. Kleinbasel ist ein Quartier, das ich sehr gerne mag, weil es multikulturell und vielfältig ist. Den Matthäusplatz mit seinem Markt und seinem Dorfplatz mag ich besonders. Dort gehen Leute am Samstag einkaufen. Du kannst dich an den Kaffeestand stellen und plaudern. Es gibt soziale Momente, so fast wie auf dem Dorf.

Bist du kreativ tätig und falls ja, was machst du?
Ich male seit vielen Jahren. Dies ist wichtig für mich und daraus schöpfe ich. Und in meinen Malkursen, kann ich diese Freude am Gestalten mit Pinsel weitergeben.