Kindheitsnostalgie verwoben mit Tessiner Geschichte

Ein Besuch in der Ausstellung «Die Rote Zora und die Schwarzen Brüder» im Landesmuseum lässt das innere Kinderherz höherschlagen.

Sobald ich die Ausstellung «Rote Zora & Schwarze Brüder» im Landesmuseum Zürich betrete, versinke ich in der Welt von Lisa Tetzner und Kurt Kläber: Das Autorenpaar hat sich vor gut 100 Jahren kennengelernt und gemeinsam Jugendbücher geschrieben, die teilweise weltberühmt wurden. Das Bekannteste unter ihnen: «Die Rote Zora und ihre Bande». Ein Buch, das auch meine Kindheit geprägt hat. Der rote Kasten, der im Landesmuseum diesem Buch gewidmet ist, löst bei mir unglaubliche Freude und Nostalgie aus. Besonders schön finde ich die Entwurfsskizzen für den Buchumschlag, welcher immer einer meinen liebsten Buchumschläge war.

Mithilfe von Texten, Bildern und vielen originalen Exemplaren von Briefen und Manuskripten des Ehepaares lässt uns diese Ausstellung in ihr Leben und ihre Arbeit eintauchen. Dabei erfahren wir auch viel über die Geschichte des Tessins, wo das Paar einen Grossteil des gemeinsamen Lebens verbracht und geschrieben hat. Ein Teil dieser Geschichte hat auch das Buch «Die Schwarzen Brüder» inspiriert, ein weiteres erfolgreiches Buch des Ehepaares.

Zudem erfahren wir, welche Bedeutung das Tessin vor und während dem 2. Weltkrieg für Künstler:innen aus aller Welt hatte und wer dort neben dem Ehepaar Tetzner und Kläber ausserdem Zuflucht gesucht hat. Unter anderem gibt es uns einen eindrücklichen Eindruck, wie Schriftsteller:innen trotz eines Publikationsverbotes publizieren konnten. Ein solches nächlich hatte Kurt Kläber, sobald er in die Schweiz emigrierte. Daher veröffentlichte er «Die Rote Zora» unter dem Pseudonym Kurt Held.

Neben kurzen und gut verständlichen Infotafeln gibt es auch verschiedene Videoaufnahmen, Diashows und mein persönliches Highlight; ein Interview mit verschiedenen Personen, die den Namen „Zora“ aufgrund des Romans tragen. Sie erzählen, wie dieses Buch und der Name sie geprägt haben und wer für sie persönlich Rote Zoras (= mutige starke Frauen) sind. Dabei wird auch die feministische Bewegung kurz angesprochen und welche Bedeutung der Name Zora dort spielt. Für mich persönlich hätte dieses Thema vertieft angeschaut werden können. 

Anderseits fand ich die Länge der Ausstellung und die verschiedenen Stationen sehr zugänglich: Sie bringt einen guten ersten Einblick und macht Lust, mehr zu erfahren. Sich im nächsten Monat eine Stunde Zeit dafür zu nehmen, lohnt sich.

Von Enno Rennenkampff am 12. Oktober 2023 veröffentlicht.

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