Livemusik im Juli & August

Die Musik verlagert sich im Sommer nach draussen, auf Festivals und Open-Air-Konzerte. Und in die Rote Fabrik, die im Juli und August neben dem Lethargy Festival noch einige andere besondere Veranstaltungen zu bieten hat.

Danitsa

Die Sängerin Danitsa ist ein Ausnahmetalent in der schweizerischen Musikszene. Ihre zwischen Hip-Hop und Soul angesiedelten Songs würde man beim Hören eher in Paris oder London ansiedeln als in Genf – wobei sie genaugenommen tatsächlich gebürtige Pariserin ist. Wie dem auch sei, ihr Konzert im Alten Botanischen Garten absolviert die zweifache Gewinnerin des Swiss Music Award im Rahmen des Zürcher Literatur Festivals – als ausdrucksstarke Texterin nur konsequent.

Peaches

Mehr als 20 Jahre ist Peaches’ Debütalbum «The Teaches of Peaches» inzwischen alt. Im Jahr 2000 krachte die Kanadierin damit in bisher vorherrschende Rollenbilder des Pop hinein und krempelte sie radikal um: Sexuell explizit, radikal anti-patriarchalisch und musikalisch an der Spitze der gerade aufkeimenden Electroclash-Szene unterwegs. Damit kann sie als Vorreiterin von popkulturellen und politischen Strömungen gelten, die heute präsenter sind als jemals zuvor. Und die es angesichts der aktuellen Entwicklungen dringender denn je braucht. Gastieren wird Peaches in der Roten Fabrik.

«Xeno Volcano Eruption» – 10. dadaFestWochen Abschlussfest

Nochmal Rote Fabrik, doch diesmal etwas spezieller: In diesem Jahr finden dort vom 5. bis 16. Juli wieder die dadaFestWochen statt, in der bislang zehnten Ausgabe seit der Besetzung des Cabaret Voltaire durch ein Künstler:innenkollektiv vor 20 Jahren. In diesem Jahr geht es unter dem Motto «sto delat?», also «was tun?», um die Frage, was der Dadaismus gegen Krieg und Faschismus ausrichten kann. Zum Abschlussfest «Xeno Volcano Eruption» werden unter anderem die legendäre britische Musikerin Laetitia Sadier (Stereolab) sowie die selbsternannte «beste Band Zürichs» Kurjakoviç erwartet.

 

Pixies

Jenseits des allseits bekannten «Where Is My Mind?» waren die Pixies Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre eine herausragende Indie-Pop-Band mit unendlicher Spielfreude und grossartigem Gespür für Hits. Nirvana-Sänger Kurt Cobain soll einmal gesagt haben, er habe mit «Smells Like Teen Spirit» versucht, einen Pixies-Song zu schreiben. Er soll ausserdem sogar ein eigenes Konzert früher beendet haben, um eines der Pixies zu sehen. Seit der Wiedervereinigung der Band in den 2000ern haben auch jüngere Generationen wie die meine die Möglichkeit, sich live davon zu überzeugen, was Cobain damals so an ihnen faszinierte. Zum Beispiel im X-TRA.

22.07.2022 | 20:00 | X-TRA

Efterklang

Eigentlich sollten Efterklang im Februar im Bogen F spielen. Und eigentlich habe ich damals schon alles zu ihnen gesagt: «Efterklang gehören seit Jahren zu den herausragenden Exponenten der europäischen Indieszene. Der Bandname der drei Dänen lässt sich mit «Nachhall» übersetzen und beschreibt sehr gut, was ihre Musik hinterlässt: Dieser Indiepop ist mit einer Opulenz und Tiefe ausgestattet, die sich tief eingräbt und, ja, nachhallt. Dazu kommt noch die sprühende Live-Energie der Band um Rampensau Casper Clausen, die einen Konzertbesuch zur wahren Freude werden lässt. Sicherlich auch dieses Mal im Bogen F.»

04.08.2022 | 21:00 | Bogen F

Dalai Puma & Stefanie Stauffacher

Bei den einen geht es irgendwie um Rhabarber, bei den anderen um Grünen-Präsident Balthasar Glättli, und damit ist über die Bands Dalai Puma und Stefanie Stauffacher schon vieles gesagt: Beide verschreiben sich dem Komischen, dem Nebensächlichen und etwas Dadaistischen. Die einen machen mehr Indie-Pop und tragen teilweise ungerauchte Kippen auf dem Kopf, die anderen machen eher bratzigen New Wave und sind teilweise als Slam-Poetin und Autorin Lara Stoll bekannt. Beide treten auf dem Vorplatz des Helsinki im Rahmen der Stadtsommer-Reihe auf – umsonst und draussen.

06.08.2022 | 21:00 | Helsinki Vorplatz

Ty Segall & Freedom Band

Ty Segall ist schwer zu fassen: Da sind mal Pop-Melodien mit Glam-Rock-Anleihen und Synthesizern, und dann sind da schrubbende Fuzz-Gitarren und Noise-Ausbrüche. Dazu kommt noch, dass sein Output schier unüberschaubar ist: Der 35-Jährige hat bereits dutzende Alben und Singles veröffentlicht. Doch es ist genau diese Ambivalenz, die die Musik des US-Amerikaners so faszinierend macht. Man weiss nie so recht, auf was man sich bei ihm einlässt, und gleichzeitig weiss man, dass man sich auf genau dieses verowrrene Durcheinander einlässt. Eine grossartige Möglichkeit dafür ist sein Konzert im Mascotte.

15.08.22 | 20:30 | Mascotte

King Hannah

Zugegeben, ich kannte King Hannah bislang nicht, aber der Name und die Einordnung einer Event-Homepage als «Shoegaze» machten mich neugierig. Und so machte ich in Vorbereitung dieses Textes die Entdeckung des Jahres: Melancholisch-schwere Rock-Gitarren, lakonisches Lo-Fi-Pop-Feeling, dazu die Crooner-Stimme von Sängerin Hannah Merrick, was will man mehr? Ich zumindest nichts. Auch sie kommen in die Rote Fabrik.

Orchestra Baobab

Unter den vielen bereits etwas angegrauten Künstler:innen, die im Juli und August in Zürich sind, gehören Orchestra Baobab zu den wohl dienstältesten: Bereits 50 Jahre gibt es das Ensemble aus dem Senegal, das sich über die Jahre mit Musiker:innen und Musikstilen aus der ganzen Welt erweitert hat und in den 80er Jahren entscheidend am Boom der sogenannten «World Music» auf der Nordhalbkugel beteiligt war. Das eigentlich schon im Februar anberaumte Konzert findet im Moods statt.

AUSVERKAUFT- Orchestra Baobab

Moods

AUSVERKAUFT- Orchestra Baobab

Fünfzig Jahre Orchester Baobab: In diesem Jahr feiert eine der grössten Bands Afrikas, das senegalesische Orchestra Baobab, ihr 50-jähriges Bestehen.

Von Steffen Kolberg am 30. Juni 2022 veröffentlicht.

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